7. Adventstag

7. Adventstag

Es duftet so gut

Heute ging es der Nase nach. Ganz bewusst versuchte ich, Gerüche wahrzunehmen. Der Fokus war auf die angenehmen Düfte gerichtet. Den Ersten fand ich im Kaffee, den ich gleich zwei Mal in mein Geruchsmuseum aufnehmen konnte. Bereits beim Mahlen entwich ein unwiederstehlicher Duft und später beim Aufbrauen gleich nochmals, aber anders. Das anschliessende Potpurri aus Orangen, Mandarinen und Macapulver, strömte beim Zubereiten des Müslis in meine Nase. Im Badzimmer kamen unterschiedliche Düfte zusammen; die Zahnpaste welche nach Minze roch, die Rosenseife und die Gesichtscreme, die mich immer an die korsische Macchia erinnert, wegen ihres Immortellenduftes. Das Shirt aus dem Kleiderschrank roch nach diesem neuen Waschmittel und Lavendelwasser. Anschliessend strömte eine Prise Räucherstäbchen zwischen meine Nasenhärchen und kurz darauf dieser herrliche Geruch des Beduftungssäckleins im Auto, ein Mix aus Sandelholz und Amber.

Im Schulzimmer empfing mich eine warme Holznote, der Geruch von Farben, Papier und Neubau. Im Lehrerzimmer desordierten Grittibänzen und die Lebkuchen von gestern zusammen mit Kaffee. Eine Nuance Mazipan und zarte Schokolade konnte ich ebenfalls erhaschen. Meine Tasche hinterliess feinen Lederduft und als ich die Schule verliess, roch es nach undefinierbarem Mittagessen. Zuhause strömte mir der Geruch von Suppe entgegen und im Gewürzadventskalender, ein Geschenk meines Sohnes, überraschte eine Mischung aus Chili, Schwarzkümmel, Curry und Pfeffer. Die Duftkerze eines renomierten Herstellers begleitete durch den Abend. Das Pachouli-Yiang Yiang Badesalz verströmte einen angenehm entspannenden, warmwürzigen Raumduft. Und jetzt während des Schreibens kizzelt das Parfüm meines Haarshampos meine Geruchsknospen. Auf dem Herd brodelt eine Chaiteemischung vor sich hin, herrlicher Kardamon, Sternanis und Zimt dominieren die Küche. Der Waldhonig, mit dem ich später den Chai süsse, riecht tatsächlich nach Fichtennadeln und Moos.

Es war eine spannende Achtsamkeitsübung, Düfte wahrzunehmen, zu analysieren und zu geniessen. Manche erinnern an die Kindheit, manche wecken Sehnsucht, andere machen Hunger oder Lust. Düfte können Gefühle und Emotionen auslösen, eine reinigende oder beruhigende Wirkung haben und appetitanregend sein. Der Geruchsinn hilft uns zu orientieren, unser Erinnerungsvermögen zu unterstützen und uns vor Gefahren zu schützen. Ich hatte heute einen guten Riecher:)

Schnüffle auch du dich mal achtsam durch einen Tag. Du wirst sehen, wie spannend das sein kann.

Namaste

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